Im unteren Bereich des Werkzeugfensters finden Sie die dreizehn Malwerkzeuge, die GIMP Ihnen zur Verfügung stellt.
Malwerkzeuge sind Werkzeuge, die, wenn sie bei gedrückter
den Mauszeiger in einem Bild bewegen, Pinselstriche hinterlassen. Vier von ihnen,der Stift,
der Pinsel,
die Sprühpistole (Airbrush) und
verhalten sich ähnlich wie ihre realen Vorbilder: Sie können sie benutzen, um zu zeichnen. Stift, Pinsel und Sprühpistole sind die „einfachen“ Malwerkzeuge bzw. Pinselwerkzeuge.
Die restlichen Malwerkzeuge benutzen einen Pinsel für etwas andere Arbeiten:
der Fülleimer (Füllen) füllt Bildbereiche mit Farbe oder Mustern,
der Farbverlauf füllt Bildbereiche mit Verläufen,
der Radierer entfernt Bildteile,
das Klonen-Werkzeug kopiert aus Mustern oder Bildbereichen,
das Perspektivische Klonen kopiert in eine andere Perspektive,
das Heilen-Werkzeug korrigiert kleinere Defekte,
das Verknüpfen-Werkzeug dient zum Weichzeichnen oder Schärfen,
das Verschmieren-Werkzeug ermöglicht ein gezieltes Verschmieren in Bildern und
das Werkzeug Abwedeln / Nachbelichten tut genau das, was sein Name schon andeutet, nämlich einzelne Stellen im Bild gezielt abzudunkeln oder aufzuhellen.
Wenn Sie GIMP mit einem Grafiktablett anstelle der Maus bedienen, wird die Arbeit mit den Malwerkzeugen noch realistischer. Das Zeichnen wird viel intuitiver und sensibler als mit der Maus. Zusätzlich verfügen die Malwerkzeuge über spezielle Eigenschaften zur Einstellung der Druckempfindlichkeit, welche aber nur zusammen mit einem Grafiktablett eingesetzt werden können.
Zusätzlich zu der sehr gebräuchlichen Arbeitsweise von Hand können die Malwerkzeuge auch automatisch angewendet werden, indem Sie einen Pfad erstellen und diesen dann anstreichen. Sie können jedes der Malwerkzeuge, inklusive Radierer, Weichzeichner etc. benutzen, um GIMP anstreichen zu lassen. Lesen Sie im Kapitel Abschnitt 3.17, „Auswahl nachziehen“ nach, um mehr über diese Funktion zu erfahren.
Wenn Sie die Strg-Taste gedrückt halten, rufen Sie bei den meisten Malwerkzeugen die Pipette auf. Der Farbauswahlmodus (die Pipette) bewirkt, dass beim Klicken auf einen Pixel dessen Farbe automatisch von GIMP als Vordergrundfarbe aufgenommen wird (für den Radierer wird die Hintergrundfarbe gesetzt). Beim Klonen-Werkzeug dient die Strg-Taste zum Aufnehmen eines Referenzpunktes. Wenn Sie das Verknüpfen-Werkzeug aktiviert haben, schaltet die Strg-Taste zwischen den Modi „Weichzeichnen“ und„Schärfen“ um. Entsprechend wird beim Werkzeug „Abwedeln/Nachbelichten“ eben zwischen „Abwedeln“ und „Nachbelichten“ gewechselt.
Diese Taste hat bei fast allen Malwerkzeugen den gleichen Effekt: Sie schaltet das Werkzeug in den Modus „Linien zeichnen“. Um eine gerade Linie mit einem der Malwerkzeuge zu zeichnen, klicken Sie den Startpunkt an und drücken danach die Taste Umschalt. Solange Sie die Umschalt-Taste gedrückt halten, wird Ihnen GIMP eine dünne Hilfslinie zwischen dem Startpunkt und der aktuellen Position des Mauszeigers anzeigen. Sobald Sie erneut klicken, wird die gerade Linie eingezeichnet. Sie können die Umschalt-Taste gedrückt halten und weitere Punkte anklicken, um auf diese Weise eine Reihe verbundener, gerader Liniensegmente zu zeichnen.
Wenn Sie beide Tasten gedrückt halten, wird das Malwerkzeug in den Modus „Beschränkte gerade Linie“ geschaltet. Dieser Modus ist ähnlich dem, wenn Sie nur die Taste Umschalt gedrückt halten. Zusätzlich wird GIMP jedoch dafür Sorgen, dass die Orientierung der Linie einem Vielfachen von 15 Grad entspricht. Dies ist sehr hilfreich, wenn Sie exakt waagerechte oder senkrechte Linien zeichnen möchten.
Viele Eigenschaften sind in mehreren Malwerkzeugen vorhanden. Diese allgemeinen Werkzeugeigenschaften werden hier beschrieben. Eigenschaften, die nur für ein spezielles Werkzeug verfügbar sind, werden in dem Kaptitel beschrieben, in welchem das Werkzeug detailliert vorgestellt wird.
Durch die Einstellung des Modus bestimmen Sie, wie das Werkzeug auf den behandelten Bildbereich wirkt. Wenn Sie sich die Liste der verfügbaren Modi anschauen, wird Ihnen sicher der eine oder andere davon aus dem Ebenendialog bekannt vorkommen. In der Tat sind die Modi nicht nur vom Namen, sondern auch von der Wirkungsweise her identisch. Weitere Informationen über die Ebenenmodi, welche GIMP zur Verfügung stellt, finden Sie im Abschnitt 2, „Ebenenmodi“.
Einige Modi sind etwas Besonderes und weiter unten beschrieben.
Diese Eigenschaft legt fest, mit welcher Deckkraft ein Werkzeug auf dem Bild angewendet wird. Bei den „echten“ Malwerkzeugen wie Pinsel oder Stift legt die Deckkraft fest, wieviel Farbe aufgetragen wird. Bei anderen Malwerkzeugen, wie Radierer oder Weichzeichnen / Schärfen, bestimmt die Deckkraft, wie stark das Werkzeug auf das Bild einwirkt. Mittels eines Schiebereglers lassen sich Werte zwischen 0 (keine Deckkraft) und 100 (volle Deckkraft) einstellen.
„Pinsel“ bezeichnet in GIMP nicht nur ein Malwerkzeug, sondern auch eine allgemeine Eigenschaft aller Malwerkzeuge. Diese Eigenschaft legt fest, wie die Werkzeugspitze beschaffen ist, die auf das Bild einwirkt. GIMP erlaubt verschiedene Typen von Pinseln, eine detaillierte Beschreibung dazu findet sich im Kapitel Abschnitt 6, „Pinselspitzen“. Es steht für alle Malwerkzeuge dieselbe Auswahl an Pinseln zur Verfügung, einzige Ausnahme ist das Werkzeug „Tinte“, welches eigene Typen von Pinseln mitbringt. Die Farbe des Pinsels ist nur für die Werkzeuge Stift, Pinsel und Sprühpistole interessant, für die anderen Werkzeuge ist lediglich die Intensitätsverteilung der Pinsel von Bedeutung.
Mit dem Skalierungsfaktor können Sie die Größe des Pinsels variieren und ganz präzise einstellen. Dabei wird die ursprüngliche Pinselgröße mit diesem Wert multipliziert. Mit den Pfeiltasten läßt sich der Faktor um ±0,01 verändern, mit den Tasten BildAuf bzw. BildAb um ±0.05. Dasselbe erreichen Sie, wenn Sie Ihr Mausrad entsprechend eingestellt haben, siehe Abschnitt 9, „Die Pinselgröße einstellen“.
Mit der Pinseldynamik können Sie verschiedene Pinselparameter, üblicherweise zumindest Größe und Deckkraft, einer oder mehreren Dynamiken zuordnen: Druck, Geschwindigkeit und Zufall. Diese werden meistens mit Zeichentabletts verwendet, aber Geschwindigkeit und Zufall sind auch in Verbindung mit einer Maus nützlich. Das Werkzeug „Tinte“, das früher Geschwindigkeit unterstützt hatte, wurde überarbeitet und behandelt geschwindigkeitsabhängiges Malen nun sehr viel besser.
Beim „Pfad nachziehen“ und bei „Auswahl nachziehen“ gibt es nun die Möglichkeit, die Pinseldynamik zu emulieren, wenn Sie mit einem Malwerkzeug nachziehen. Damit variieren beim Nachziehen Pinseldruck und -geschwindigkeit auf der Länge des Pinselstrichs. Der Pinseldruck beginnt mit Null, steigt auf 100% und fällt dann wieder auf Null. Die Geschwindigkeit beginnt bei Null und steigt bis zum Ende des Pinselstrichs auf 100%.
Die Druckempfindlichkeit eines Malwerkzeuges spielt nur dann eine Rolle, wenn Sie ein Zeichentablett benutzen. Sie erlaubt es dann einzustellen, welche Eigenschaft des Werkzeuges durch die Druckstärke des Stiftes auf dem Tablett beeinflusst werden soll. Die Auswahlmöglichkeiten hierfür sind Deckkraft, Härte, Rate, Größe und Farbe. Diese lassen sich auch beliebig kombinieren.
Diese Eigenschaft wurde im vorigen Abschnitt beschrieben.
Diese Eigenschaft betrifft Pinsel mit weichen Kanten. Wenn sie eingeschaltet ist, werden die Kanten um so härter gemalt, je stärker Sie aufdrücken.
Diese Eigenschaft betrifft die Sprühpistole sowie die Werkzeuge „Verknüpfen“ und „Verschmieren“. Sie bewirkt einen zeitbezogenen Effekt. Je härter Sie aufdrücken, umso schneller handelt das Werkzeug.
Diese Eigenschaften wirkt bei allen druckempfindlichen Malwerkzeugen. Wenn diese Eigenschaft eingeschaltet ist, wird sich die Größe des Pinsels erhöhen, sobald Sie stärker mit dem Stift aufdrücken.
Diese Eigenschaft betrifft nur die einfachen Malwerkzeuge, also Stift, Pinsel sowie Sprühpistole, und auch nur dann, wenn Sie Farben aus einem Verlauf verwenden. Sind die Bedingungen erfüllt, bewirkt ein stärkerer Druck mit dem Stift, dass die Farben von weiter oben aus dem Verlauf verwendet werden.
Die Eigenschaft Verblassen bietet die Möglichkeit, den Pinselstrich nach der vorgegebenen Länge ausblenden zu lassen. Das lässt sich am einfachsten an den „echten“ Malwerkzeugen erkennen, funktioniert aber in der Tat für fast alle Malwerkzeuge, insbesondere für die Pinselwerkzeuge. Die Eigenschaft wirkt wie eine Verringerung der Deckkraft entlang des gemalten Strichs. Bitte beachten Sie, dass diese Eigenschaft, wenn Sie ein Zeichentablett verwenden, die Effekte, die unter Druckempfindlichkeit eingestellt sind, nicht beeinflussen.
Sie wissen sicher noch, was der „Abstand“ bei Pinselstrichen bedeutet: die Striche werden durch wiederholtes Auftragen der Pinselform erzeugt, und wenn diese Abdrücke sehr dicht beieinander liegen, wird der Eindruck einer ununterbrochenen Linie geschaffen. Beim „Zittern“ werden die Abdrücke nun nicht mehr genau ausgerichtet, sondern um einen bestimmten Betrag, den Sie mit dem Schieberegler Menge wählen können, gestreut.
Die Eigenschaft Steigernd bewirkt, wenn sie eingeschaltet ist, dass die Deckkraft mit jedem Pinselstrich über die selbe Stelle des Bildes gesteigert wird. Dabei kann aber auch bei vielfachem Überstreichen der selben Stelle die Deckkraft nicht den in der entsprechenden Werkzeugeigenschaft eingestellten Wert überschreiten. Ist die Eigenschaft Steigernd nicht aktiviert, hat bereits der erste Pinselstrich die maximale Deckkraft. Diese Eigenschaft ist für alle Malwerkzeuge verfügbar, die nicht über die Eigenschaft Rate verfügen. Die Einstellungen für Rate erzeugen automatisch einen Steigerungseffekt. Weitere Informationen finden Sie im Glossar unter dem Punkt Inkrementeller Malmodus.
Bei aktiviertem Kontrollkästchen Farbverlauf wird nicht die Vordergrundfarbe zum Zeichnen verwendet, sondern der ausgewählte Farbverlauf. Für einführende Informationen lesen Sie das Kapitel über das GIMP-Konzept der Farbverläufe.
Sie haben verschiedene Möglichkeiten einzustellen, welche Farben für den Farbverlauf verwendet werden und wie diese angeordnet sind:
Hier wird der aktuelle Farbverlauf dargestellt. Wenn Sie auf den Verlauf klicken, erscheint ein Klappmenü, aus welchem Sie einen beliebigen anderen Verlauf auswählen können.
Normalerweise beginnt eine Pinselstrich mit der Farbe am linken Ende des Farbverlaufs und ändert sich dann dem Farbverlauf nach rechts folgend. Wenn die Eigenschaft „Umkehren“ aktiv ist, beginnt jeder Pinselstrich am rechten Ende des Farbverlaufs und entwickelt sich nach links.
Mit dieser Eigenschaft können Sie einstellen, nach welcher Länge des Pinselstrichs sich der Farbverlauf wiederholt. Die Standardmaßeinheit hierfür sind Pixel, aber Sie können aus dem nebenstehenden Menü auch andere Einheiten auswählen.
Abbildung 13.43. Darstellung der drei verschiedenen Möglichkeiten zur Wiederholung von Farbverläufen.
Diese Eigenschaft legt fest, was passiert, wenn der zu zeichnende Strich über die angegebene Länge hinausgeht. Es gibt drei Möglichkeiten:
Keine Wiederholung heißt, dass bei längeren Strichen mit der Endfarbe des Farbverlaufes weitergezeichnet wird.
Sägezahnwelle: Der Farbverlauf wird hintereinander auf den Pinselstrich gezeichnet. In Abhängigkeit von der eingestellten Länge des Farbverlaufs wird dieser vom Beginn an wiederholend dargestellt.
Dreieckswelle: Ebenso wie bei der Sägezahnwelle, wird der Farbverlauf hintereinander auf den Pinselstrich gezeichnet. Der Unterschied besteht hier, dass der Farbverlauf in Abhängigkeit von der eingestellten Länge seine Richtung beim Zeichnen wechselt.
Die folgenden Beispiele demonstrieren einige von GIMPs Malmodi:
Dieser Modus entfernt die Vordergrundfarbe und ersetzt sie durch eine teilweise Transparenz. Der Modus verhält sich ähnlich wie das Filter Farbe zu Transparenz, nur eben auf den Bildbereich unter dem gezeichneten Strich beschränkt. Bitte beachten Sie, dass der Modus nur auf Ebenen mit Alphakanal arbeiten kann. Andernfalls ist der Modus identisch mit dem Modus „Normal“. Der Modus ist sehr nützlich - für unscharfe Pinsel bestimmt die Graustufe nicht die Farbdichte, sondern die Wahrscheinlichkeit, mit der überhaupt Farbe aufgetragen wird. Dies ergibt einen interessanten Weg, sehr rau und unfertig wirkende Pinselstriche zu zeichnen.
Dieser Modus trägt Farbe nur in den transparenten Teilen einer Ebene auf. Je geringer die Deckkraft der Ebene, um so mehr Farbe wird aufgetragen. Daher hat Zeichnen auf undurchsichtigen Bildteilen keine sichtbaren Auswirkungen, während das Zeichnen auf (teil-)transparenten Flächen die gleiche Wirkung hat wie ein Zeichnen im Modus „Normal“. Natürlich funktioniert das Beschriebene nur dann sinnvoll, wenn es für die Ebene einen Alphakanal gibt.
Im obigen Beispielenthält die oberste Ebene ein Bild von Wilber umgeben von Transparenz, die Ebene darunter ist vollständig blau. Mit dem Füllwerkzeug wird bei aktivierter Eigenschaft Ganze Auswahl füllen die gesamte Ebene ausgewählt und mit einem Muster gefüllt.
Das Beispielbild unten hat zwei Ebenen, die obere ist die aktive. Es werden drei rote Pinselstriche mit dem Stift aufgetragen, mit Deckkraft 100%, 50% und 25%. Nur die transparenten oder teilweise transparenten Pixel der Ebene werden gefärbt.
Wenn Sie mit einem Werkzeug im Modus Farbe entfernen malen, löscht es die Bereiche in der aktuellen Vordergrundfarbe, macht sie also transparent. Wie beim Modus „Hinter“ muss die Ebene einen Alphakanal haben, damit man den Effekt sehen kann.
Im nachfolgenden Beispiel hat das Bild nur eine Ebene, die Hintergrundebene. Die Hintergrundfarbe ist Himmelblau, die Vordergrundfarbe Rot. Es werden drei Pinselstriche mit dem Stift aufgetragen:
Im nachfolgenden Beispiel hat das Bild nur eine Ebene, die Hintergrundebene. Die Hintergrundfarbe ist Himmelblau, die Vordergrundfarbe Rot. Es werden drei Pinselstriche mit dem Stift aufgetragen:
In genau derselben Farbe wie der blaue Streifen: nur diese blaue Farbe wird entfernt.
In genau derselben Farbe wie der rote Streifen: nur diese rote Farbe wird entfernt, unabhängig von der Deckkraft. Der entfernte Bereich wird transparent.
In dem Himmeblau der Hintergrundfarbe: nur diese Farbe wird entfernt.
Erfahrene GIMP-Anwender wird es möglicherweise interessieren zu erfahren, dass alle Malwerkzeuge auf Subpixelebene arbeiten. Auf diese Weise wird verhindert, dass die Kanten der gezeichneten Striche allzu zackig aussehen. Eine Konsequenz aus diesem Vorgehen ist, dass, selbst wenn Sie mit einem Pinsel mit harter Kante arbeiten, die Pixel am Rand eines gezeichneten Strichs nicht vollständig gefärbt werden. Wenn Sie einen solchen „Alles-oder-Nichts-Effekt“ benötigen, weil Sie beispielsweise Pixel-genau arbeiten müssen oder eine sehr exakte Auswahl benötigen, sollten Sie den Stift benutzen, dieser sorgt bei allen Pinseln für absolut harte Kanten und schaltet das Subpixel-Antialiasing ab.