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In ihrem Design- oder Photobearbeitungsprozess können verschiedenste Geräte wie Digitalkameras, Scanner, Monitore, Drucker und so weiter zum Einsatz kommen. Jedes dieser Geräte wird dabei eine eigene Charakteristik der Farbwiedergabe aufweisen. Diese müssen beim Öffnen, Bearbeiten und Speichern von Bildern berücksichtigt werden, da es sonst zu sehr unerwarteten Veränderungen der Farbwirkung der Bilder kommen kann. Mit GIMP können Sie farblich zuverlässig sowohl für den Druck als auch für die Veröffentlichung im Web arbeiten.
Das grundsätzliche Problem bei der Bildbearbeitung ohne Farbmanagement ist, grob gesagt, dass Sie nicht sehen, was Sie tun. Dabei sind zwei verschiedene Bereiche betroffen:
Farbunterschiede, welche durch die unterschiedliche Farbcharakteristik von Kameras, Scannern, Bildschirmen, Druckern entstehen
Grundsätzlichen Beschränkungen in der Darstellbarkeit von Farben durch Geräte und Medien
Die Aufgabe eines Farbmanagements ist es nun, genau diese Probleme zu vermeiden. Die Grundidee ist es, zum einen den Bilddaten jeweils die Beschreibung der Farbcharakteristik beizufügen, mit der sie entstanden sind, zum anderen jedem Gerät eine Beschreibung seiner eigenen Farbcharakteristik zuzuordnen.
Diese Beschreibung der Farbcharakteristik wird Farbprofil genannt. Ein Farbprofil ist im Wesentlichen eine Art Übersetzungstabelle der speziellen Farbcharakteristik eines Gerätes in einen allgemeinen, geräteunabhängigen Farbraum. Mit Hilfe der Farbprofile ist es daher möglich, sämtliche Bilddaten im Bildbearbeitungsprozess in einen geräteunabhängigen Farbraum zu übersetzten. Außerdem kann man mit Hilfe des Farbprofiles eines Gerätes die Farbdarstellung dieses Gerätes simulieren.
Die Erstellung von Farbprofilen für Ein- und Ausgabegeräte wird oft durch die Hersteller der Geräte übernommen. Um diese Profile dann plattformübergreifend einsetzen zu können, wurde durch das „International Color Consortium“ (ICC) eine Standardisierung vorgenommen, welche in der ISO-Norm 15076 festgehalten ist. Farbprofile werden daher auch als ICC-Profile bezeichnet.
Tipp | |
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Viele der Parameter und Profile des Farbmanagements, die hier beschrieben werden, können in den GIMP-Voreinstellungen angepasst werden. Beachten Sie hierzu bitte Abschnitt 1.14, „Farbmanagement“ des Handbuches. |
Die allermeisten Digitalkameras betten ohne weiteres Zutun ein Farbprofil in jede einzelne Bilddatei ein. Auch Scanner werden in der Regel mit einem Farbprofil geliefert, welches den gescannten Bildern automatisch beigefügt wird.
Wenn eine Datei geladen wird, die neben dem eigentlichen Bild auch ein Farbprofil enthält, so bietet GIMP an, das Bild unter Verwendung des beigefügten Profils in den RGB-Arbeitsfarbraum zu konvertieren. Dieser Farbraum ist der sRGB-Farbraum. Sollten Sie sich dazu entscheiden, das eingebettete Farbprofil zu behalten, so wird das Bild trotzdem korrekt angezeigt, da das eingebettete Profil bei der Darstellung berücksichtigt wird.
In den Fällen, wo dem Bild kein Farbprofil beigefügt ist, können Sie - sofern Sie denn wissen oder zu wissen glauben, welches es sein sollte - auch ein Farbprofil von Hand zuordnen.
Um gute Resultate zu erhalten, benötigen Sie auch für Ihren Monitor ein Farbprofil. Dieses kann entweder systemweit oder innerhalb von GIMP eingestellt werden. Sofern ein Profil für jeden Monitor hinterlegt ist, werden die Farben in höchster Originalgetreue angezeigt.
Eines der zentralen GIMP-Kommandos zur Beeinflussung der Darstellung mit Hilfe des Farbmanagements ist im Abschnitt 5.7, „Ansichtsfilter“ beschrieben.
Wenn Sie für Ihren Monitor kein (aktuelles) Farbprofil haben, so können Sie mittels Kalibrierungswerkzeug eines erstellen. Hierzu gibt es verschiedene Lösungen. Unter UNIX können Sie zum Beispiel das Argyll Color Management System™[ARGYLLCMS] oder LProf™[LPROF] verwenden, um Farbprofile zu erzeugen.
Um einen Monitor richtig in das Farbmanagement einzubeziehen sind zwei Aspekte wichtig. Der eine ist die Kalibrierung des Monitors, welche aus zwei Schritten besteht. Zum einen die Einstellung des Monitors selbst, also Dinge wie Kontrast, Helligkeit, Farbtemperatur, welche sehr stark vom individuellen Gerät abhängen. Zusätzlich werden weitere Einstellungen in die Videoeinheit des Computers geladen, um den Monitor so nahe wie möglich an den Normzustand zu bringen. Diese Information wird im Farbprofil des Monitors im sogenannten vgct Element gespeichert. Unter Windows und Mac OS X wird diese Information in Form einer Übersetzungstabelle direkt beim Start des Betriebssystems in die Videoeinheit geladen. Linux ist im Moment auf die Unterstützung durch externe Helferprogramme wie xcalib oder dispwin angewiesen. Falls lediglich eine einfache visuelle Kalibrierung durchgeführt wurde, reicht xgamma, um den Gammawert zu laden.
Der zweite Aspekt, die Erstellung des Profils, besteht aus einem Satz von Regeln, der es GIMP erlaubt die RGB Werte eines Bildes in die passenden Farben des Bildschirms zu übersetzen. Diese sind ebenfalls im Farbprofil enthalten. Dabei werden nicht die RGB Werte des Bildes verändert, sondern es werden lediglich die Werte geändert, welche zur Videoeinheit geschickt werden (die wiederum die Übersetzungstabelle aus dem vgct Element enthält).
Mit Hilfe von GIMP können Sie sich auch eine Vorschau Ihres Bildes in der Art anzeigen lassen, wie es auf einem bestimmten Drucker ausgegeben würde. Wenn Sie ein Farbprofil des Druckers angeben, können Sie die Darstellung von GIMP in den „Soft proof“-Modus umschalten. Bei einer derartigen simulierten Druckansicht können Farben, welche der Drucker nicht ausgeben kann, wahlweise mit einem neutralen Grau dargestellt werden. Dies kann Ihnen helfen, derartige Probleme mit der Farbausgabe zu beheben, bevor Sie das Bild tatsächlich drucken.