5.11. Ansichtsfilter

Mit diesem Befehl können Sie ein Dialogfenster öffnen, welches Ihnen das Ein- und Ausschalten sowie die Einstellung der Eigenschaften von Ansichtsfiltern erlaubt. Ansichtsfilter sind nicht zu verwechseln mit den Filtern im Filter-Menü, denn Sie wirken nicht auf die Bilddaten selbst, sondern lediglich auf die Ansicht des Bildes im Bildfenster. Sie können sich die Ansichtsfilter wie große Scheiben vorstellen, die Sie vor Ihren Monitor hängen und damit Ihre Wahrnehmung des Bildes (nicht aber das Bild selbst) verändern. Die Wahrnehmung eines Bildes zu verändern, kann für viele Zwecke nützlich sein. Neben der Simulation von Druckergebnissen (Soft proof) können Sie mit Ansichtsfilern das Farbmanagement von GIMP steuern, aber auch verschiedene typische Fehlsichtigkeiten simulieren.

5.11.1. Aufruf des Befehls

Der Menüeintrag kann aus dem Bildfenster erreicht werden: AnsichtAnsichtsfilter.

5.11.2. Beschreibung des Dialogfensters Ansichtsfilter

Abbildung 16.54. The Color Display Filters dialog

The „Color Display Filters“ dialog

Das Dialogfenster stellt im zentralen Bereich zwei Listen dar. Die auf der linken Seite enthält die verschiedenen verfügbaren Filter, auf der rechten diejenigen, welche der aktuellen Ansicht zugeordnet sind. Mit Hilfe der zwei Pfeile zwischen den Listen können Sie der Ansicht weitere Filter zuordnen oder zugeordnete Filter von der Ansicht entfernen. Durch einen Klick auf das vor jedem zugeordneten Filter befindliche Kontrollkästchen können Sie zugeordnete Filter aktivieren bzw. deaktivieren. Im unteren Bereich des Dialoges werden die Eigenschaften des gerade ausgewählten zugeordneten Filters angezeigt.

5.11.3. Farbenblindheit (Farbenfehlsichtigkeit)

Das Bild, welches Sie erstellen, wird von verschiedensten Menschen auf den verschiedensten Systemen angesehen. Mit diesem Filter können Sie die Wirkung des Bildes auf Menschen mit Farbfehlsichtigkeiten, im Volksmund auch als Farbenblindheit bezeichnet, prüfen. Dabei werden Sie meist starke Abweichungen feststellen, einige Bildinformationen gehen möglicherweise sogar ganz verloren.

Abbildung 16.55. Simulation von Farbenfehlsichtigkeit

Simulation von „Farbenfehlsichtigkeit“

5.11.3.1. Eigenschaften
Art der Sehschwäche

In diesem Auswahlmenü können Sie zwischen folgenden Optionen wählen:

Protanopie[9] (Rotblindheit)

Protanopia ist die Unfähigkeit, rote Farben zu erkennen, wie beim relativ häufig vorkommenden Daltonismus (Rotgrünblindheit).

Aber Protanopia ist noch komplexer. Protanopen können weder Rot noch Grün erkennen, sondern nur Gelb und Blau. Außerdem nehmen sie Helligkeit schlechter wahr und die Farbtöne sind in den kurzwelligen Bereich verschoben.

Deuteranopia (insensitivity to green)

Deuteranopen haben Defizite in der Wahrnehmung von Grün. Wie bei der Protanopie nehmen sie kaum Rot und Grün wahr.

Tritanopie (Blaublindheit)

Unter Tritanopie wird die Blaublindheit verstanden. Es handelt sich dabei um eine genetisch bedingte Farbfehlsichtigkeit, bei der den Betroffenen die Blau-Zapfen in der Retina (Netzhaut) fehlen. Menschen mit Tritanopie haben daher nur zwei statt drei verschiedene Zapfentypen. Menschen mit Tritanopie sind in ihrer Sehstärke nicht beeinträchtigt.

5.11.3.2. Beispiele

Abbildung 16.56. Beispiel für Protanopie

Beispiel für Protanopie

Originalbild

Beispiel für Protanopie

So sehen Menschen mit einer Rotblindheit das Originalbild: sie können den roten Text auf schwarzem Hintergrund nicht wahrnehmen.


Abbildung 16.57. Beispiele für die drei Arten der Fehlsichtigkeit in einem Bild

Beispiele für die drei Arten der Fehlsichtigkeit in einem Bild

Normale Sehfähigkeit

Beispiele für die drei Arten der Fehlsichtigkeit in einem Bild

Protanopie

Beispiele für die drei Arten der Fehlsichtigkeit in einem Bild

Deuteranopie; Gelb wird nach Rot verschoben

Beispiele für die drei Arten der Fehlsichtigkeit in einem Bild

Tritanopie; Grün wird durch Blau dargestellt.


5.11.4. Gamma

Abbildung 16.58. Das Gamma-Filter

Das Gamma-Filter


Der Zusammenhang zwischen der Stärke des elektrischen Bildsignals und Helligkeit variiert zwischen Geräten wie Kamera, Scanner und Monitor. Zur Korrektur dieses Unterschiede wird der Gammawert verwendet. Das Anzeigefilter bietet die Möglichkeit, die Anzeige des Bildes so zu korrigieren, dass auch die sehr dunklen oder sehr hellen Bildbereiche differenziert dargestellt werden.

[Tipp] Tipp

Falls Sie den Gammawert nicht nur in der Wahrnehmung des Bildes, sondern im Bild selbst verändern wollen, so können Sie dies mit dem Werte Werkzeug tun. Eine Beschreibung finden Sie im Abschnitt 8.10, „Levels“.

5.11.5. Kontrast

Abbildung 16.59. Das Kontrast-Filter

Das Kontrast-Filter


Dieses Filter führt uns wieder in den Bereich der Medizin. Kontrastempfindlichkeit ist die Fähigkeit des visuellen Systems, auch geringe Kontrastunterschiede in einem Bild zu erkennen. Dieses Filter simuliert die Wahnehmung bei einer Erkrankung, welche das Sehvermögen bei geringem Kontrast reduziert. Dies ist eines der Symptome des Katarakt, auch als Grauer Star bekannt.

Wenn Sie das Theme interesiert, suchen Sie im Web einfach nach Kontrastempfindlichkeit.

5.11.5.1. Eigenschaften
Kontrastverstärkung

Dieses Filter bietet eine Möglichkeit, diese Fehlsichtigkeit zu simulieren. In den meisten Fällen sind kleine Werte, also eine geringe Kontrastverstärkung, von Interesse. Große Werte haben einen Nebeneffekt: Bei einer Leuchtkraft mit einem Wert größer als 255 wird die Komplementärfarbe angezeigt.

5.11.6. Clip Warning

Abbildung 16.60. The Clip Warning dialog

The „Clip Warning“ dialog

This filter allows to visualize underexposed and overexposed areas of a photo with user-configurable colors. For now, it’s mostly geared towards images where colors are stored with floating point precision. You will mostly benefit from this, if you work on 16-/32-bit per channel float images such as EXR and TIFF.

5.11.6.1. Eigenschaften
Show shadows

Enable visualization for underexposed pixels (less than 0 in 32-bit float mode).

Shadows color

User-configurable color that will be used to fill underexposed pixels.

Show highlights

Enable visualization for overexposed pixels (more than 1 in 32-bit float mode).

Highlights color

User-configurable color that will be used to fill overexposed pixels.

Show bogus

Enable visualization for not-a-number (NaN) pixels, only visible when there is a division by zero error and suchlike.

Bogus color

User-configurable color that will be used to fill NaN pixels.

Include alpha component

When enabled, include the alpha component in the warning.

Include transparent pixels

When enabled, include fully transparent pixels in the warning.



[9] Aus griech.: proto: erste (RGB-Farbe); an: Negation; op: Auge, Sehfähigkeit.