5.7. Kurven

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Version $Revision: 2562 $ 2008-02-03 ude

Das „Kurven“-Werkzeug ist das leistungsfähigste, aber auch das komplexeste Werkzeug, das GIMP zur Bearbeitung der Tonwerte von Bildern zur Verfügung stellt. Es bedarf einiger Übung, um damit gute Ergebnisse zu erhalten, aber wenn Sie es erst einmal beherrschen, werden Sie begeistert sein. Das Werkzeug ermöglicht es Ihnen zum Beispiel, gezielt die Schatten und Glanzlichter eines Bildes aufzuhellen oder abzudunkeln. Dabei bestimmen Sie selbst, welche Tonwerte verstärkt oder abgeschwächt werden sollen.

5.7.1. Werkzeugaufruf

Sie haben verschiedene Möglichkeiten, das Werkzeug „Kurven“ zu aktivieren:

  • über die Menüs WerkzeugeFarbenKurven oder FarbenKurven im Bildfenster sowie

  • mit einem Mausklick auf das Symbol im Werkzeugfenster, sofern die Farbwerkzeuge im Werkzeugfenster eingeblendet sind. Dies können Sie im Dialog Werkzeuge einstellen.

5.7.2. Dialogfenster „Farbkurven“ anpassen

Abbildung 13.134. Das Dialogfenster des Werkzeuges „Kurven

Das Dialogfenster des Werkzeuges Kurven

Kanal

Sie können mit dieser Eigenschaft festlegen, auf welchem Kanal das Werkzeug angewendet werden soll:

Wert

Die Kurve repräsentiert den Wert, d.h. Helligkeit und Kontrast der Pixel. Dies entspricht der Intensität des Farbtons, den Sie im Bild sehen.

Rot; Grün; Blau

Die Kurve repräsentiert die Sättigung des jeweiligen Farbkanals, die „Farbmenge“. Hier bedeutet dunkelwenig“ der jeweiligen Farbe, hell steht für „viel“ Farbe.

Alpha

Die Kurve repräsentiert die Deckkraft der Pixel. Dunkel bedeutet hier „transparent“, hell bedeutet „deckend“. Diese Eigenschaft ist nur aktiviert, wenn Ihr Bild über einen Alphakanal verfügt.

Kanal zurücksetzen

Mit dieser Schaltfläche können Sie das Werkzeug in den Standardzustand zurücksetzen.

Symbole „Linear“ und „Logarithmisch

Diese Schaltflächen erlauben es Ihnen festzulegen, ob das in der Arbeitsfläche eingeblendete Histogramm linear oder logarithmisch dargestellt wird. Diese Wahlmöglichkeit kann auch in den Werkzeugeigenschaften eingestellt werden.

Bearbeitungsbereich
  • Der horizontale Farbverlauf repräsentiert die Eingabewerte. Der Wertebereich ist 0 (schwarz) bis 255 (weiß), von Schatten bis Glanzlichter. Wenn die Kurve verschoben wird, unterteilt sich der Farbverlauf in zwei Farbverläufe: der obere Teil repräsentiert dann die Verschiebung (das Ungleichgewicht) der Tonwerte.

  • Der vertikale Farbverlauf repräsentiert die Ausgabewerte. Der Wertebereich ist 0 (schwarz) bis 255 (weiß bzw. farbig), von Schatten bis Glanzlichter.

  • Das Diagramm: Die Kurve wird auf einer weißen Fläche mit einem Raster von Hilfslinien gezeichnet und geht von links unten nach rechts oben. Die aktuelle (x,y)-Position des Mauszeigers wird links oben angezeigt. Am Anfang ist die Kurve immer eine gerade Linie, da jedem Eingabewert derselbe Ausgabewert entspricht. GIMP fügt an beiden Enden der Kurve automatisch einen Ankerpunkt hinzu, einen für Schwarz (0) und einen für Weiß (255).

    Wenn Sie auf die Kurve klicken, wird ein neuer Ankerpunkt erstellt. Wenn Sie den Mauszeiger auf einen solchen Ankerpunkt bewegen, nimmt der Zeiger die Form eines Kreuzes an und zeigt damit an, dass Sie nun klicken und die Kurve ziehen können. Klicken Sie außerhalb der Kurve, wird an dieser Stelle ein Ankerpunkt erzeugt und die Kurve entsprechend gebogen.

    Nicht-aktive Ankerpunkte sind schwarz, der aktive Ankerpunkt weiß. Aktiviert wird ein Ankerpunkt, indem man ihn anklickt. Außerdem können Sie mit den Pfeiltasten Links und Rechts den aktiven Ankerpunkt entlang der Kurve umschalten. Mit den Tasten Auf und Ab können Sie den aktiven Ankerpunkt pixelweise verschieben. Halten Sie dabei die Umschalt-Taste gedrückt, verschieben Sie ihn in 15-Pixel-Schritten.

    Zwei benachbarte Ankerpunkte definieren ein Kurvensegment, das einen Farbtonbereich in der Ebene repräsentiert.

    Um alle Anker (die beiden Randpunkte ausgenommen) zu entfernen, klicken Sie auf Kanal zurücksetzen. Einen einzelnen Ankerpunkt entfernen Sie, indem Sie ihn seitlich über einen anderen Anker hinaus ziehen.

    Wenn Sie den Mauszeiger auf die Zeichenfläche bewegen, nimmt er die Form einer Pipette an. Klicken Sie im Bild auf ein Pixel, erscheint im Diagramm eine senkrechte Linie an der Stelle des Kanalwertes dieses Pixels. Wenn Sie beim Klicken die Strg-Taste gedrückt halten, erzeugen Sie für alle Kanäle außer dieser Linie auch einen Ankerpunkt. Bei gedrückter Strg- oder Umschalt-Taste können Sie die senkrechte Linie verschieben, und der Ankerpunkt wird erst dann erzeugt, wenn Sie die Maustaste loslassen.

    Das Histogramm der aktiven Ebene oder Auswahl für den gewählten Kanal ist im Diagramm in grauer Farbe dargestellt. Es dient nur zur Information.

Alle Kanäle

Sie können die vorgenommenen Kurveneinstellungen der Kanäle speichern, um Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufrufen zu können. Um die Einstellungen zu speichern, betätigen Sie Schaltfläche Speichern, und eine entsprechende Aufforderung zur Eingabe des Dateinamens wird erscheinen. Mit der Schaltfläche Öffnen können Sie alte Kurveneinstellungen wieder aufrufen, indem Sie die Datei mit den gewünschten Kurveneinstellungen auswählen.

Kurventyp

Der Kurventyp bestimmt zum einen, wie die Kurve in der Bearbeitungsfläche gezeichnet wird, und zum anderen, wie die Kurvenwerte auf das Bild übernommen werden. Es stehen ihnen zwei Kurventypen zur Auswahl:

Weich

Die Vorgabe-Einstellung. Bei Veränderungen zwischen Kontrollpunkten entsteht eine weiche, geschwungene Kurvenform.

Freihand

Ein Kurventyp, der die Möglichkeit bietet, mit dem Eingabegerät direkt in das Bearbeitungsfenster zu zeichnen, wodurch eine exakte Kurvenform entsteht. Wenn Sie anschließend auf „Weich“ schalten, wird die Kurve geglättet.

Vorschau

Die Vorschau ermöglicht es, Veränderung im Bild sofort sichtbar zu machen, um die Einstellungen des Werkzeuges vor der Ausführung kontrollieren zu können.

Eigenschaften

Abbildung 13.135. Eigenschaften des Werkzeuges „Kurven

Eigenschaften des Werkzeuges Kurven


Obgleich das Werkzeug „Kurven“ in den Vorgabe-Einstellungen nicht im Werkzueugfenster enthalten ist, verfügt es über Werkzeugeinstellungen. Diese Eigenschaften werden im folgenden beschrieben:

Histogrammskala

Diese beiden Einstellungen haben die gleiche Funktion wie die Schaltflächen „Linear“ und „Logarithmisch“.

Abtastgröße

Mit diesem Schieberegler können Sie den Radius einstellen, welcher benutzt wird, wenn ein Farbwert aufgenommen wird.

5.7.3. Benutzung des Werkzeuges „Kurven

In den nachfolgenden Beispielen werden auf der Kurve Ankerpunkte und Segmente erzeugt und verschoben, um die jeweilige Kurve zu formen. Die Kurve bildet „Eingabe“-Farbtöne der aktiven Ebene oder Auswahl auf „Ausgabe“-Farbtöne ab.

5.7.3.1. Wie das Kurvenwerkzeug arbeitet

Ankerpunkt nach oben verschieben

Wenn man den Ankerpunkt eines Pixels nach oben verschiebt, wird das Bild heller.

5.7.3.2. Die Kurve waagerechter machen

Wenn die Kurve in Richtung der Horizontalen verschoben wird (unten links), wird der gesamte Eingabe-Farbtonbereich in einen kleineren Ausgabebereich gezwängt.

Das Histogramm rechts zeigt die Pixel im verkleinerten Ausgabebereich. Die dunkleren und/oder helleren Pixel verschwinden, daher wird der Kontrast verringert.

Abbildung 13.136. Die Kurve waagerechter machen

Die Kurve waagerechter machen

Die Kurve in Richtung Waagerechte ziehen.

Die Kurve waagerechter machen

Das Histogramm


5.7.3.3. Die Kurve senkrechter machen

Den oberen Endpunkt nach links und den unteren nach rechts zu verschieben ist genauso, wie im Werkzeug Werte den weißen Regler nach links und den schwarzen nach rechts zu verschieben: alle Pixel, deren Werte größer als der Weißpunkt (der flache Teil der Kurve) sind, werden weiß (farbiger bzw. deckender, je nach ausgewähltem Kanal), jedes Pixel, dessen Wert kleiner als der Schwarzpunkt (der untere abgeflachte Teil der Kurve) ist, wird schwarz (farblos bzw. transparent). Pixel, die dem nach oben verschobenen Teil der Kurve entsprechen, werden heller, Pixel, die dem nach unten verschobenen Teil der Kurve entsprechen, werden dunkler (grüne Pfeile). Alle diese Pixel werden auf den gesamten ausgedehnten Ausgabe-Farbtonbereich verteilt.

Das Histogramm zeigt die Ausdehnung des Wertebereichs, der Kontrast wurde erhöht. Da der Kanal „Wert“ ausgewählt wurde, wurden durch die Änderungen alle Farbkanäle betroffen und die Farbigkeit erhöht.

Abbildung 13.137. Die Kurve senkrechter machen

Die Kurve senkrechter machen

Die Kurve in Richtung Senkrechte ziehen.

Die Kurve senkrechter machen

Das Histogramm


5.7.3.4. Farben invertieren

Invertierte Kurve.

Wenn man den linken Endpunkt nach oben zieht und den rechten nach unten, werden die Farben invertiert: Schwarz wird Weiß (farbig / deckend), Weiß wird Schwarz (farblos / transparent). Alle Pixel nehmen die Komplementärfarbe an. Warum? Weil der Ausgangswert jeweils 255 - Eingangswert beträgt, was genau die Komplementärfarbe ergibt. So wird beispielsweise aus Blau (19,197,248) die Komplementärfarbe (255-19,255-197,255-48) = (236,58,7), ein helles Rot.

5.7.3.5. Kontrast verbessern

Kontrast erhöht.

Der Kontrast ist in den Mitten erhöht, weil die Kurve dort steiler wurde. Glanzlichter und Schatten wurden verbessert, aber der Kontrast ist in diesen Bereichen etwas geringer, da die Kurve dort flacher ist.

5.7.3.6. Mit Farbkanälen arbeiten

Für jeden Kanal wurde der Weißpunkt (oben rechts) horizontal nach links verschoben, bis zu den Glanzlichtern, die dadurch erhellt werden. Dann wurde die Kurve so geformt, dass die Mitten ebenfalls aufgehellt werden, während die Schatten schwarz bleiben.

Das Originalbild und das Ergebnis